Folge 1: Das große Fressen
Shownotes
In dieser Episode des Podcasts "Film und Fressen" diskutieren Daniel und Johannes den Film "Das große Fressen". Sie beleuchten die Themen Genuss, Gesellschaftskritik und die komplexen Beziehungen zwischen den Charakteren. Der Film wird als Klassiker des kulinarischen Kinos betrachtet, der sowohl schockierende als auch tiefgründige Aspekte des Lebens und des Essens thematisiert. Die Diskussion umfasst auch die Rolle von Andrea, die weibliche Perspektive und die religiösen Anspielungen im Film. Abschließend reflektieren die beiden über die Bedeutung von Freundschaft und Gemeinschaft in der Geschichte.
Takeaways
- Das große Fressen ist ein Klassiker des kulinarischen Kinos.
- Der Film thematisiert Genuss und seine Grenzen.
- Essen wird als Metapher für das Leben verwendet.
- Die Charaktere sind komplex und vielschichtig.
- Andrea bringt eine weibliche Perspektive in die Geschichte.
- Der Film enthält starke gesellschaftskritische Elemente.
- Freundschaft spielt eine zentrale Rolle im Film.
- Religiöse Anspielungen sind im Kontext des Films wichtig.
- Der Tod wird als unvermeidlicher Teil des Lebens dargestellt.
- Die Diskussion über den Film regt zum Nachdenken an.
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Musik Intro/Outro von DianaProductionMusic über Pixabay
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Daniel: Herzlich Willkommen zu unserem neuen Podcast Film und Fressen, der Podcast über Kino mit Geschmack. Da begrüße ich ganz herzlich meinen Gegenüber, Johannes Quirin. Hallo Johannes!
Johannes Quirin: Ja, hallo Daniel, so sieht man sich wieder. Nicht nur im Genuss-Talk, wie wir uns ja schon zweimal unterhalten haben, oder bei Tisch in der Wielandshöhe, wo wir uns kennengelernt haben, sondern jetzt bei unserem gemeinsamen Podcast-Format Film und Fressen.
Daniel: Es freut mich, dass wir das jetzt in Angriff nehmen. Wir uns diesem Podcast ein wenig mit dem kulinarischen Kino beschäftigen. Also mit Filmen, die einen ganz expliziten Bezug zum Essen, Trinken, Kochen und Schmecken haben. Oder wo diese Elemente eine ganz interessante Rolle unserer Meinung nach spielen. Das ist eine Idee, wir uns ausgedacht haben und die wir uns nähern wollen. Wir ein paar Filme besprechen und schauen, was wir aus zwei Perspektiven rein interpretieren Heute schauen uns einen ersten Film an, dem sehr viel gegessen oder auch gefressen wird, wie es schon im Titel heißt. Wo wir vielleicht in die Diskussion darüber kommen, was Genuss ist und wo Genuss vielleicht auch irgendwann endet beim Genießen oder beim übermäßigen Genießen. Auch hier sind wir beim Gourmet und beim Gourmand, also auf einen Seite der Gourmet, derjenige der Feinschmecker ist. die feinen Aspekte des Essens und Trinkens zu schätzen weiß und auch mal so in die Esskese reingeht und auf der anderen Seite den Gourmand, der also die Völlerei betreibt, der durchaus so ein Leckermäulchen isst, aber schlecht die Kurve kriegt, dann nicht mehr zu essen, als ihm vielleicht verträglich ist.
Johannes Quirin: Genau, das große Fressen steht nämlich an. hat Daniel und das habe auch ich uns angeschaut. Tatsächlich mein erstes Mal für mich. weiß nicht, Daniel, vielleicht hast du den Film auch öfter geschaut. Vielleicht für die, die den Film noch nicht kennen. Es klingt ziemlich irre schon vom Titel her, das große Fressen. es ist halt ja, Spoiler Alarm, das Ziel von vier Menschen. sich so lange zu befressen sage ich jetzt einfach mal bis sie tot sind ja das klingt erstmal völlig irre ist eigentlich auch aber für die für diese vier menschen ist es scheinbar das das letzte was sie in dieser welt tun wollen dann die wahren dein erster gedanke als du den film das erste mal gesehen hast hast du den schon öfters gesehen
Daniel: Ich bin fast überrascht, dass du ihn zum ersten Mal gesehen hast. Aus meiner Perspektive ist der Klassiker des kulinarischen Kinos. Der erste Film, der sich explizit dem Essen und Trinken widmete. Vielleicht auf eine obsekure Art und Weise. Aber es ist einer der Filme, von denen wir heute sehr viele haben. Wo das Essen und das Kochen im Zentrum der Geschichte steht. Und hier passiert das so zum ersten Mal, dass das im Kino also einen relevanten Aspekt darstellt. Und ich habe ihn tatsächlich schon ganz oft, so würde ich das jetzt einfach pauschalisieren, zusammenfassen, gesehen, weil ich den auch im Seminar bei mir schon mal so behandelt habe, mit Studenten zusammen geguckt habe, früher sogar öfters. Heuswerke, wo ja dauernd so eine Sensibilisierung im Raum steht, in meinen Triggerwarnungen sich wirft, habe ich immer inzwischen schon fast Bedenken, jungen Leuten zu zeigen, weil da manche ja doch Ich habe ihn schon oft gesehen. Ich das gewesen sein, ich in meinem eigenen Studium Essen und Trinken zu beschäftigen. Also 2006. Und ich kann nicht mehr genau sagen, welcher Erwartung ich hingeguckt habe. Ich wollte glaube ich ganz viel manisch über Essen und Trinken aufnehmen und rezipieren und mich auf meine Arbeit vorbereiten. Weil ich auch bisschen nerdig unterwegs war und ich hatte angefangen mit Essen aus soziologischer Sicht zu beschäftigen. Und dann stand das große Fressen, ich habe mich gefragt, was gibt es für Filme, weil Filme fand ich schon immer spannend, auch als soziologisches Material. Irgendwann auf dem Plan und dann habe mir den... Ich fand Michel Piccoli auch als Godavent, den schon kannte. Ich habe nicht viel erwartet, aber ich habe auf jeden Fall einen fulminanten Eindruck gewonnen, ich dann sah und er zu Ende gewesen ist. Ich hatte bestimmt etwas erwartet, aber das hatte ich nicht erwartet. Auf der anderen Seite war es klar, es Zehen drin muss jeder mal schlucken und denken, die Schwelle zum Ekel auch überschritten wenn es noch so schön arrangiert ist und der Regisseur sicherlich ein Meister seines Faches Mit welcher Erwartung bist du jetzt reingegangen?
Johannes Quirin: Ja, mit gar keiner großen. Ich hab tatsächlich ja nur, wenn man es jetzt mal so schnell zusammenfasst, das gelesen. Vier Männer, ein Koch, ein Pilot, ein Richter und ein Fernsehproduzent treffen sich in einer Villa im Vorort von Paris. sich zu Tote zu fressen. hab ich eigentlich gar nichts erwartet. Was passiert da? Dass dann so viel Berge von Essen rangekarrt werden, dass auch noch Sex jede Menge Rolle spielt. Da war ich schon etwas überrascht. Ich hab den Film mir unterwegs angeschaut. Ich war letzte Woche mit dem Zug unterwegs. Und hab den auf Ja, hab ihn auf dem iPhone geschaut. Und dann dachte ich ...
Daniel: Das ist ja genau das richtige Setting.
Johannes Quirin: ⁓ Hoffentlich guckt da keiner drauf und denkt, was guckt der denn da für einen absurden Film. Ich hab's dir ja geschrieben, irgendwie ist es wie so ein Verkehrsunfall. Man will gar nicht hinschauen und guckt trotzdem hin und wartet, was als nächstes passiert. Es ist ja im ersten Moment vielleicht auch so ein schräger Männerurlaub. Es gibt ja öfter mal, dass Männer sich dann auch zusammentreffen, Berge von Fleisch grillen und Bier trinken und vielleicht die eine oder andere Zote reisen. So fängt es auch irgendwie an. man merkt dann schnell, wie das sich dann auch steigert. 1973 ist der Film, glaube ich, erschienen. Wenn ich das jetzt so richtig im Kopf habe. bin mir nicht sicher. 70er Jahre auf alle Fälle. Und da habe ich natürlich auch so bisschen recherchiert und habe dann natürlich auch gesehen, dass er doch zwar irgendwie gut besprochen worden ist, aber auch für Empörung und extreme Reaktionen gesorgt hat. Also von daher, das kann ich schon gut verstehen, wenn man so über
Daniel: Ja, tschüss!
Johannes Quirin: 73 so etwas zu zeigen war schon auch sehr sehr mutig spannend fand ich ich kannte jetzt den ein oder anderen schauspieler einerseits vom namen oder vom gesicht her weil man den dann schon mal in einem anderen film gesehen hat aber ich konnte jetzt nicht direkt mit allen etwas anfangen ich fand es nur interessant das habe ich dann auch in der recherche gesehen dass sie ja in ihrer rolle den identischen ihren echten vornamen haben Und das fand ich auch sehr interessant und wie sich das halt so gesteigert hat. Meine Erwartung war einfach mal zu sehen, was du da für einen ersten Film für unseren Podcast ausgesucht hast.
Daniel: Ich finde es auch ganz spannend darauf einzugehen, dass du gesagt hast, du ihm zugeguckt und überlegt hast, wo die anderen Man muss ja auch sagen, war ja als er damals rauskam in den 70ern auch mit dem FSK 18 belegt. Es war wirklich so ein Skandalfilm und damit wirbt er natürlich auch. Es passt in die Zeit und man hat diese Zeit der gesellschaftlichen Umbrüche, der in Fragestellung der klassisch bürgerlichen Gesellschaft, die bis dahin ja noch sehr fest war. und der Film warpt dann in seinem Trailer, den man sich auf YouTube auch nochmal anschauen kann, damit, dass er der neueste Schocker aus Paris ist. Und das finde ich auch im Zeitkontext wirklich eine interessante Sache, weil wenn wir heute sogar von dem neuesten Schocker und von der Bubrüchen sprechen, dann ist es ja doch meistens so diese Gewaltfilme, diese Gewalthorrorfilme, alle Assort und sowas, wo wieder jemand auf eine ganz extreme Art und Weise irgendwie nochmal gequält wird oder... Es wird also auf eine eklige Art und blutig und monströs. Hier ist der Schocker ein gesellschaftskritischer Film. Ein Film, der über Konventionen handelt, die aufgegriffen werden, die über Spitz dargestellt werden und zerstört werden. hat sich eine Bekanntheit erreicht. Das finde ich ganz spannend. ⁓
Johannes Quirin: Ich
Daniel: was da gezeigt wird, diese Menschlichkeit, auch diese Regression des zivilisierten Verhaltens zurück in so eine Triebhaftigkeit und zwar in so eine animalische, verkommenen Triebhaftigkeit mit all diesem obskuren Sex, diesem obskuren Fressen und auch mit den ganzen Ausscheidungen, mit denen man letztlich konfrontiert wird in dem Film, mit diesen körperlichen Prozessen, die quasi bei jedem Menschen dazugehören, aber die wir immer noch gerne ausblenden. Sofern wir nicht im Krankenhaus arbeiten. Das ist doch etwas, wir nur mit einer Distanz wahrnehmen wollen. Am liebsten nicht in unserem Alltag haben. Wenn man dann so mit diesen Bildern, mit dieser Inszenierung konfrontiert wird, dann weckt es einen auf und macht einem irgendwann sowohl Appetit als auch den Appetit kaputt, den man gerade aufgebaut hat.
Johannes Quirin: Es ist ganz klassisch kein Wohlfühlkino. So würde ich es schon mal nicht benennen. Aber es ist ein Film, der aber auch hängen bleibt mit gewissen Dingen. Und im Endeffekt auch wunderbar, finde ich, wie da in unsere Zeit auch reinpasst. Es geht ja einfach darum, dass man satt ist, satt vom Leben. Und sich eigentlich jetzt nur noch mit einem eben dem ganz großen Fressen beschäftigen will. sind ja auch vier Männer in ... Angesehenen berufen auch zu dieser zeit ein sterne koch ein richter ein pilot und eben ein fernsehmoderator Die die da ja zusammenkommen und einfach ja alles haben sie haben alles und sie wissen gar nicht was sie was sie noch wollen und können vielleicht und da haben sie halt ihren plan gefasst sich dort zu treffen Einerseits bekochen zu lassen aber auch mit zu kochen und eben gemeinsam am Anfang schon noch zu genießen, aber das atet dann Stück für Stück immer mehr aus. wird absoluter, du hast es auch gesagt, ekelhaft wird es dann tatsächlich auch. Und auch, es gibt eben diese traurigen Momente spätestens dann, wenn der erste der vier dann auch stirbt. Das dauert natürlich ein bisschen, das nimmt alles ziemlich Fahrt auf. Und ich hab so für mich gedacht, man guckt den Film, dauert glaube ich zweieinhalb Stunden, also auch ein relativ langer Film. Und ich habe dann so überlegt wie viele Tage waren die jetzt eigentlich da wie viele Tage haben die dort in dieser Villa gelebt und gefressen? Hab dann auch noch mal recherchiert es wird explizit nirgendswo drauf eingegangen man kann natürlich Überlegen okay an der ersten am ersten tag kommt die Lieferung am zweiten tag man übernachtet am dritten tag und so weiter und sofort es gibt mehrere Übernachtungsszenen also kommt man dann schon irgendwie auf drei bis vier vielleicht fünf Tage Aber es wird ja explizit auch gar nicht darauf eingegangen, sondern ja, das ist alles halt so verschwimmt in diesem großen Gelage. Man die Zeit vergisst einfach in sich reinschaufelt und frisst und dann auch irgendwie natürlich das Leben verdaut und alles das, was man da so reingestopft hat, verdauert.
Daniel: Ich finde es auch interessant, dass sie am Anfang auch ganz stark genießen, dass sie aus einer Genusskultur kommen. Sie haben nicht nur angegessene Berufe, sondern sie haben auch gut bürgerliche, wenn nicht sogar eine groß bürgerliche Erziehung genossen. auf Anspiel zu Männer treffen sich Berge von Fleisch essen. Das ist eben kein Junggesellenabschied, der da stattfindet, wo man sich besäuft, gleich von Anfang an sinnlos besäuft, das Koma-Saufen vor Augen hat und einfach nur was in sich reinstopft und schräge Ohrwurmlider trällert. Sondern es ist eben so, dass da Menschen zusammenkommen, die durchaus ein hohes Bildungsniveau besitzen und auch über das Essen und das Genießen ja sehr eloquent reflektieren können. Da wird irgendwie Brunelang Saverin zitiert. Shakespeare kommt da drin vor. wird von dem Koch genau erklärt, was er dafür macht. Die Speisen werden filigran zubereitet. Es gibt auch Arbeitsteilung. Es wird sich auch vor dem Kochen. Es eine Szene, wo der Ugo, der Koch, den Philipp, den Richter, der da mit im Haus ist, zum Küchendienst sozusagen weg. Und dann geht es erstmal Hände waschen, bevor du hier in der Küche was anfasst. Man ist sich durchaus der Sitten bewusst und kann das Essen auch von dem, was man so gelernt hat, Intellektualität auf eine höhere Ebene heben. Das ist also wirklich eine Genusskultur, die die eigentlich kennen. Aber man merkt bei diesen Männern, dass sie dem Leben überdrücklich sind. Es herrscht eine gewisse Sinnlosigkeit mit drin. das ist natürlich auch etwas, was damals schon dieser Er hat in 70er-Jahre eine Rolle gespielt. Das treibt uns heute auch noch ⁓ Ob das Leben, das wir in so einer modernen spätmodernen führen, bei all dem Luxus, bei all dem Wissen, wir angehäuft haben, wo da eigentlich die authentische Erfahrung ist. Wir haben eine Suche nach Authentizität. Es gibt viele Sinnkrisen. Wir viele Menschen, die unter psychischen Erkrankungen leiden. Man sagt, das Leben, da können sie noch so viele Dinge haben und besitzen. es geht ihnen trotzdem nicht gut. Das ist etwas, wo der Film den Finger in die Wunde legt. Hier wird ein surrealer Schluss gezogen. Das wird nicht in den Hungerstreik getreten. Man hört auf zu essen, dann zu sterben. Hier wird das Paradox nach vorne gekehrt. will in einer großen letzten Auregie, in großen letzten Genuss-Exzess... den Weg in den Tod finden und sich selbst zerstören. Der Konsum wird noch einmal ganz stark ausgeliebt, aber er führt eben nicht dazu, man die Dinge konsumiert am Leben zu bleiben. Das könnte man sagen, wäre eigentlich die natürliche Art und Weise. Man sucht sich Essen ⁓ mittelfristig zu überleben. Hier wird sich Essen gesucht in einem solchen Ausmaß, dass man dann gezielt mit dem Essen das Messer gegen sich selber richtet und in den Tod über... Ich würde mich interessieren, wenn du diesen Film gesehen hast, als jemand, der ein ausgewiesener Genussmensch ist, ausgewiesener Kochkenntnis hat und sich mit Speisen auseinandersetzt, auch auf einem hohen Niveau, wie du die Speisen in dem Film wahrgenommen hast. das Essen. Ist das etwas, was du schmackhaft fandest oder was dich dem Essen angeregt hast? hast du gleich gemerkt, dass irgendwas im Argen und Finger weg?
Johannes Quirin: Ja. Na ja, na ja, na ja, na ja, na ja, sagen wir mal so. Grundsätzlich hat da jedes Gericht sicherlich ihren Platz im ganzen Film und natürlich auch sowieso in der Gastronomie oder in der gastronomischen Szene in Frankreich und so weiter und so fort. Du hast ja gesagt, mit viel Liebe und Nachrezept. zubereitet, auch entsprechend in alten Kochbüchern vorgetragen und so weiter und so fort. Man hat sich da auch ganz bewusst natürlich ganz besondere Gerichte ausgewählt und die besten Zutaten rangekarrt. Sagen wir mal so, es ist sicherlich nicht alles mein Geschmack, weil es dann einfach irgendwie auch im Überfluss und zu viel. Ja, also ich meine Darum geht's ja, die wollen natürlich irgendwie genießen, aber es wird halt ganz schnell von Genuss eher zum Vertruss, sag ich jetzt mal so. Man isst dann halt einfach des Essens willen und nicht mehr des Genießens willen. Und da ist mir dann schon irgendwie so bisschen der Appetit vergangen. Und abends hab ich jetzt auch nicht wirklich viel Appetit und Hunger gehabt nach dem Film. Also ich hab irgendwie... mitgelitten und mitgegessen, weil ich immer so dachte, boah, nee, nicht noch irgendwie ein Perlhühnchen oder ein Huhn und dann hier noch diese tolle Pastete, die dann aufgeschnitten wird, die dann gefüllt und gestopft ist mit was weiß ich alles. Was mir hängen geblieben ist, ist ein einfaches Gericht, was man auch jeder einfach nachkochen kann. Es gab ja so viel Delikates und Spezielles und da wurden ja am Ende auch nochmal frische Wild... frisches Wildfleisch und so weiter angeliefert. Aber das einfachste Gericht waren Tortellini à la Crème. Man würde auch sagen vielleicht à la panna. Wenn man jetzt mal noch die Erbsen, die ich auch gerne mal weglasse, verschwinden lässt, dann hat man halt einfach ein bisschen Schinken, hat ein bisschen Frühlingszwiebel, man hat ein paar Champignons, die angebrutzelt werden, dann löscht man das Ganze mit Sahne ab. und hat die Tortellinis dann schon gekocht. man sie nicht selbst gemacht hat, hat man sie schon relativ schnell gekocht. Dann kann man alles wunderbar zusammenfügen, bisschen Käse drüber und hat ein einfaches Gericht. Das gab es auch irgendwann mal als Zwischengang. Aber das ist so was, was man auch ganz gut nachkochen kann. ich habe heute Abend, bevor wir jetzt zum Podcast gestartet sind, habe ich mir das Gericht auch gemacht. Es hat mir auch wunderbar geschmeckt und hat mich quasi auch in Stimmung zu diesem Film gebracht. Und ich dachte, hätten sie das nur gegessen, dann wären sie vielleicht noch am Leben.
Daniel: Das ist doch ein bisschen inspiriert zu einem Essen.
Johannes Quirin: Ja, Aber diese Torte oder diese Pastete, die werde ich nie und immer nachbacken und kochen, weil das war ja ein wirkliches Meisterwerk, was Hugo da zum Ende eben auch hatte. Das war ja auch das Letzte, was er zu sich genommen hat und gegessen hat.
Daniel: Ist das die Pastete Andrea gewesen?
Johannes Quirin: Ja, genau, Richtig, genau. Die, die, er dann mit dem Deckel abhebt, von dem Deckel, den Deckel abhebt und dann wird er dann entsprechend gegessen und ja, er liegt da ja schon auf dem Küchentisch und stirbt dann während eines letzten Orgasmus. Weil Sex und Essen liegt dann tatsächlich in diesem Film sehr nah beieinander, nicht bei allen Figuren. Wobei alle, glaube ich, tatsächlich auch mit Andrea. Der einzigsten Dame, die bis zum Ende bleibt, es werden ja auch noch drei Prostituierte eingeladen, Marcello, der alte schwere Nöter, wie man es von einem Piloten auch erwartet und vielleicht auch noch mit einem bisschen italienischen Einschlag, ist natürlich ein Womaniser und hat die Frauen überall auf der Welt sehr wahrscheinlich am Start gehabt und hat dann auch, nachdem er gesehen hat, es gibt nur was zu essen, gesagt, nee, nee, nee, den letzten Abend oder die letzten Tage meines Lebens will ich nicht nur mit Essen verbringen, sondern da muss auch natürlich Sex dabei sein. Dann sind ja dann drei Prostituierte eingeladen worden, alle anderen haben abgenickt und plötzlich kam, ich weiß es gar nicht, weißt du das noch, wie Andrea dazu gestoßen ist, eine Lehrerin, auch ganz anders, eher etwas molliger als die klassischen Prostituierten, die ja dünn Dünn und manchmal vielleicht auch so bisschen kränklich aussehen, weil das gab war auch eine Szene, die wo sie gesagt hat, du siehst so bisschen blass und kalt aus. Ja, das ist meine Alabaster Haut und so. Also und Andrea, die Lehrerin, ist ja da ein ganz anderer Typ. Philipp, der Richter, steht ja eher auf genau solche Rubens Damen, könnte man ja auch sagen und verlobt sich ja auch sogar noch mit ihr, obwohl er vorher sehr frauenscheu ist und bei seiner Tante lebt. Naja, was da so manchmal geht. kann man da auch am Anfang etwas erahnen. ja, das liegt so nah beieinander. Und wie gesagt, der Güte Hugo stirbt dann eben beim Genuss seines Meisterwerkes, bei dieser Torte oder Pastete. Und hat dann aber noch einmal ein letztes Mal einen, ja, einen Orgasmus, wie sagen die Petits Morts, genau, die Franzosen sagen ja Er stirbt den kleinen Tod. In dem Fall stirbt aber den großen.
Daniel: Ja, also Ugo stirbt tatsächlich an der, ähm, an Pastete, die, wie du sagst, ein Meisterwerk ist, ähm, eine wirkliche Hochküchenleistung, Hochkulturleistung. Und, ähm, das ist ja auch wieder so eine paradoxe Sache, dass er eigentlich an dem, äh, an dem Punkt, die Zivilisation kulinarisch an ihren Höhepunkt kommt, an ihre Spitze erreicht, dass er daran zugrunde geht, ja. Wo man auch irgendwie sich natürlich fragen kann, ist das auch so eine Metapher, dass eine Kultur ihren, äh, ihre Spitze erreicht, ja, den Peak erreicht und dann, ähm, es ist aber... man bei Faust liest, wie etwas zu Grunde geht, dann muss es eben abbrechen. Das geht hier relativ fix bei Ugo, aber es gibt diesen Peak, den man überschreitet und dann muss das Finale wieder kommen, dann vielleicht auch etwas Neues entsteht. Jetzt hast du natürlich auch schon auf den Sex angesprochen und du vor allen Dingen auch auf Andrea angesprochen. Auch wenn Männer nicht immer über Frauen reden sollen, hier ist es glaube ich ganz wichtig, dass wir mal über Andrea reden. Sie ist neben diesen vier Protagonisten die Protagonistin. Ich sehe, dass das eine sehr faszinierende Figur Andrea Firol hat diese Figur im Laufe ihres Lebens immer wieder sehr positiv herausgestellt. Das ist auch das Spannende. Sie kommt als Lehrerin mit einer Schulklasse vorbei. Sie will eine Linde im Garten bewundern. weil dann so Dichter, ein Französischer, mal drunter resigniert hat. Und dann kommen sie und die Schüler mit diesen vier Männern in Kontakt und die präsentieren ihnen da schönes Essen. Und da werden die Schüler so bisschen auf den Geschmack gebracht, weil die kommen dann nachher natürlich nicht mehr drin vor, die gehen nach Hause. Aber Andrea wird ein bisschen eingeladen zu einer Abendveranstaltung, zu der Marcello auch diese drei Prostituierten eingeladen hat. Und in dem Moment sagt sie, sie weiß noch nicht genau, ob sie kommt, aber... Sie nimmt sich dann doch ein Herz, das ist vielleicht auch fasziniert von der Situation. Es ja auch ein beeindruckendes Haus, man ja sagen. Es eine Art verwunschtes Stadtschloss, Schlaraffenland ähnlich. In dieser Herbst-Winterstimmung, da sind diese vier, ja, ganz klar Typen, also Charaktertypen, denen sie da begegnet und sie kommt dann abends dahin. Und ja, sie ist ja so sehr offener Charakter, ein weltoffener Charakter und sie hat eben diese... Sie ist also voll in der Situation drin. Sie spielt hier schon mit dem Feuer. Sie ist voll in der Situation drin. Sie das Leben Sie sehr lebensbejahend in ihrem Typ. Sie ist weder diese ganz dürre Person, noch eine Adipositors Typ 3 Person, die man heutzutage aus den Schreckensbildern der Ernährungs- und Gesundheitsapostel kennt. Sie ist aber jemand, vom Körper schon zeigt, sie genießt das Leben auch. Sie ist zwar schabby, ⁓ ein bisschen mollig, aber keineswegs so, dass sie... Sie ist auch sehr einfühlsam. Sie kann in alle Personen, denen sie begegnet, sowohl den Männern als auch den drei Prostituierten, die sich diesem Setting leiden, übergeben müssen. Sie das alles total absurd. die sind ja krank. Was hier passiert, wir hauen ab, kommt mit. Sie sagt, sie kommt nicht mit, aber sie hilft der. Sie ist eine sehr gute, lebensbejahende Person, die aber moralisch ammivalent Sie ist nicht unmoralisch, sie ist amoralisch. Sie bewertet nicht das, was da passiert. Sie hält sich mit Werturteilen zurück. mit allen vier Männern das Bett teilt. Geschlechtsverkehr hat ja. Das ist auch so ein kommunaler Aspekt. Da wird ja mal gesagt, wie findest du das Leben hier der Kommune, dass wir hier alle das Bett teilen. Und sie macht das eben. Und sie beruhigt ja auch immer mit Philipp, der sie heiraten will. Er soll sich nochmal schlafen hängen, soll sich so wichtig nehmen. Ja, sie gibt eben diese Liebe auf. Und das Interessante ist natürlich auch, dass sie mit Marcello ja sozusagen den letzten Sexakt hat und er dabei ja, obwohl er dieser Womanizer ist, versagt. er ja Erektionsprobleme und fängt dann an auszurasten und schimpft und kommt darauf nicht klar, dass er eben diese Kraft, diese Power, er da hatte, ja auch diese Selbstbewusstsein, also auch wenn alles irgendwie wach und denk ich, das konnte er immer noch, ja also... Und jetzt klappt es nicht mehr. Dann die Sinnkrise perfekt. Dann stirbt er auch. Man versucht abzuhauen, aber gelingt ihm nicht. schaltet an sich selber an der Willenskraft herauszukommen. Und er friert dann draußen. Es ist interessant, Andrea diese Auge überleben Und auch ganz gut. Sie eine sehr selbstbewusste Frau.
Johannes Quirin: Ja, wie du gesagt hast, also der hat irgendwie, man könnte auch sagen, schon auch so bisschen eine Mutter. bis natürlich in zum gewissen Rahmen. Aber sie steht jedem in ihrer Art Weise bei, der dort im Haus ist. du hast auch eben gesagt, ja moralisch, man nimmt sie am Anfang schon etwas verklemmt, war, fand ich zu Beginn. Und sie lässt sich da aber auch irgendwie plötzlich verleiten oder treiben. und geht einfach mit dem, was da passiert. Sie ist nicht übermäßig. Sie bleibt ja auch bei Philipp, der als letzter der vier ja der Überlebende ist, bis er sich dann eben zu Tode frisst und Wort hält. Der hätte ja auch dann sagen können, nein, jetzt gehe ich mit dir hier raus, mit meiner Verlobten. Aber sie bleibt ja auch da. bis zum Ende und füttert ihn mit dem Pudding in Busenform. Der glaube ich, wenn ich weiß, auch ihrem Busen so irgendwie nachempfunden worden ist durch Hugo. Und ja, füttert ihn und füttert ihn und ist ja da einfach bei jedem an der Seite, wenn er oder wenn er irgendwie Probleme hat oder zweifelt und versucht da ihn zu stützen und zu unterstützen. Ja, der eine nimmt es an und der andere weniger. mein, Marcello ist dann halt durchgedreht und hat gesagt, ich hau hier ab, ich flüchte mit seinem Bugatti, den er da irgendwie liebevoll restauriert in der Garage stehen hat, aber bleibt dann eben im Schnee stecken und erfriert letzten Endes. Und das ist ja der erste Tote und ich fand das auch so rührend in irgendeiner Art und Weise. Man hat ja keine Ahnung, man weiß gar nicht so recht, wie diese vier miteinander verbunden sind, weil das wird gar nicht so großartig thematisiert, aber als Marcello eben da stirbt und Michel, das ist der Fernsehproduzent, ihn da findet, bricht er ja in einem riesen Trauergebrüll und Geschrei aus. ja, da hatte ich auch gedacht, irgendwie müssen sie ja schon auch enger miteinander verbunden sein, was aber wie gesagt, aus meiner Sicht ja nie thematisiert worden ist. Sie fühlen sich auch einfach verbunden miteinander in dieser Situation, weil sie sagen, wir sind alle überdrüssig und wir wollen sterben und das machen wir jetzt gemeinsam. Aber als der erste dann gegangen ist, war das dann doch vielleicht irgendwie so... Doch überraschend, Weil sie vorher auch gesagt haben, ja, am Essen, da stirbt keiner, man kann sich nicht tot fressen. Das ist hier verrückt, wir machen. Das stellen sie es ja auch selbst in Frage. Aber wie gesagt, Machedo hat sich nicht tot gefressen, er ist erfroren. Michelle war ja dann der Zweite, den es dann gekostet hat. Und das fand ich schon auch etwas unterhaltsam und lustig. Weil der liebe Michelle hatte ja Verdauungsprobleme.
Daniel: Du sprichst das an mit der Frage, was die Männer verbunden hat. Ich finde auch gerade das Verdauungsproblem lässt sich gleich noch mal herausarbeiten. Der Film hat natürlich diese Genussaspekte mit drin. hat diese ekelten Aspekte mit drin. Er ist aber bei all dem auch auf eine gewisse Art Weise rührend, weil er eben diese Männerfreundschaft so stark zeigt. Die vier verabreden ihre letzten Tage miteinander zu verbringen und sich auf dem Weg in den Tod zu begleiten. Das ist schon ein starkes Zeichen. Sie tun das auch auf eine mitfühlende Art und Weise. Nicht nur, sie dieselbe Frau miteinander teilen. Was auch schon eine Herausforderung ist, dass man diese Liebe teilt. Sie haben alle eine zuneigung zu Andrea. Das ist nicht nur eine Prostituierte, sondern führen sich auch so ein, dass da kommt eine Frau. Sie drei Prostituierte und eine Frau. Sie haben also ein körperliches, aber auch emotionales Begehren zu Andrea. Man sieht auch oft, wie sie so füreinander da sind. Gerade diese Beziehung Marcello und Michelle ist eine besondere. Es gibt ja diese Szene, wo... Michel im Bett liegt und große Verdauungsprobleme hat. dann ist gerade Marcello in der Garage und vögelt eine Prostituierte. Und dann kommt Andrea und sagt, du musst schnell zu Michel kommen, dem geht es nicht gut. Wer wird gerufen, als es Michel nicht gut geht? Marcello muss kommen, der Pilot. Und der Pilot streichelt ihm dann auch den Bauch und kümmert sich darum, dass ihm seine Verdauung wieder in Gang kommt. Also er nimmt so pflegerische medizinische Tätigkeiten für seinen Freund. Das ist schon interessant und nachher sitzen die beiden noch mal zusammen in einem Auto. In diesem Bugatti, der Marcello sehr viel bedeutet. Das ein Autoliebhaber, ein Frauenliebhaber ist dem Auto nah. Und da umarmt ihm Michel auch und gibt ihm auch so einen Kuss auf den Kopf. Also ganz zärtlich kann man fast sagen. Und da sieht man doch, wie die füreinander fühlen. Und dass man Michel dann wirklich brüllt und seiner Trauer freien lauft. Die ist sinnlos, aber eine Freundschaft bedeutet uns doch ganz viel. Form von ritualisierten Selbstmord begehen. Aber da hatten sie immer noch so einen Adjutanten dabei, ihnen dann, wenn sie den ersten Schnitt in ihren Bauch reingemacht haben, der hat ihnen dann den Kopf abgeschlagen. Also damit das Leiden dann schneller vorbei ist. Und hier hat man auch so eine Unterstützung im Sterbeprozess. Und genau, auch diese Präsenz der Verdauung bei den Personen. Und dass das die auch gegenseitig ertragen und so hinnehmen oder belächeln. Das finde ich ist auch eine... eine wichtige Vertrauenskomponente, weil man das eben auch im Grunde der Zivilisation heraus erzogen hat. Es gibt diese Affektkontrolle. Am Anfang macht das Michel ja auch noch, da geht er als Furzenbus raus vor die Tür und will das nicht in der Gemeinschaft machen, aber auch das bricht nach und nach auf. Da wird es eben nicht nur geröbst, das kann man sich schon unter Freunden gönnen, aber dann eben am Ende, gerade Michel mit seinen Schwierigkeiten, kann das dann eben doch auch in der Gruppe.
Johannes Quirin: ...
Daniel: Die anderen belächeln das dann, während dem während er massiv damit zu kämpfen hat, er Geräusche Winde, wie man das beschönigen kann, empfahre.
Johannes Quirin: Er hat das ja auch so schön thematisiert, genau in dieser Situation, wo Marcello ihn dann zum Furzen massiert quasi. Dass er das nicht machen durfte als Kind, hat er von seiner Mutter entsprechend eine Tracht Prügel kassiert und aus dem Grund hatte er auch so Probleme mit seiner mit seiner Verdauung. Natürlich wird er auch verdaut und es führt ja auch dazu, dass das Klo an einer Szene ja auch quasi gesprengt wird durch die ganze Scheiße. Ganz überraschend durch die ganze Scheiße, wenn man das einfach mal so drastisch ausdrückt und ein Flut an Fäkalien übergießt sich ja dann da auch im ersten Stockwerk, ist es ja natürlich auch genauso eine Metapher für das, da an dem ganzen Abend eben passiert, dass man da
Daniel: Ich hab's dir überrascht, ne?
Johannes Quirin: quasi in seinem eigenen Mist erstickt und zugrunde geht. Michel hat ja dauernd diese Flatulanzen, wie heißt es? Flatulanzen, wie sagt man? Fürze. Auf alle Fälle ist es ja auch diese Szene, wie ich eben meinte, ist schon sehr unterhaltsam und auch lustig fand. Er am Klavier spielt lautes Klavier, laute Arianen, damit er da versucht, mal seine Fürze zu... zu übertönen, aber eigentlich ist es eher so ein Duett aus Furz- und Klavierspiel und dann stirbt er draußen auf dem Balkon und lässt ein letztes Windchen fahren.
Daniel: Ich denke, das auch ein Aspekt ist, warum dieser Film zu diesem Schocker hochstilisiert und tabuisiert worden ist. Weil er die Affectkontrolle, die für die Zivilisation und die großbürgerliche Gesellschaft ganz wichtig ist, Menschen in ihren sozialen Rollen, in ihren Stereotypen perfekt funktionieren und keine Störungen produzieren, dass das hier aufgebrochen wird. Was auch in dem Film eine ernsthafte Thematik ist, neben der Konsumkritik, die da sicherlich eine Rolle spielt, das kann man ja auch so sehen, hier fressen sich Menschen werden auf der anderen Seite der Welt die Menschen hungern. Man kann den Film auch so lesen. Aber ich finde es noch spannender, darauf hinzuschauen, dass der Angst vor dem Verfall des Menschen und vor dem, was wir so ausgrenzen und auf die Hinterbühne transferieren. Bei Freud würde es in das Unterbewusstsein oder in den Keller wegschließen sagen. Aber aus der Logik würde ich sagen, dass es die Hinterbühne Das ist eine Rolle. Man versucht mit dem Verfall des Menschen umzugehen. Mit seinen permanenten Problemen, die auftauchen, man gegessen hat. Das kommt zur Verdauung. Man zeigt immer nur die schönen Essen, nicht dass es als Verdauung passiert. Auf der anderen Seite das Sterben mit rein. Wie kann man damit umgehen? Da sind diese Protagonisten, alle vier, plus Andrea besonders. Sie sagen, dass sich der Konsequenz dass alles irgendwann vergeht. Dass man sterben muss und gestalten, man eine Art Weise, interessant und mutig, noch einmal Grenz überschreitet. Sie machen noch einmal eine Erfahrung, die man sonst nicht macht. Die vier gehen bis zum Schluss und sterben hinter dran. Aber Andrea geht hier wiederum sehr... Sie akzeptiert den Verfall der Person, die sie liebt. Sie hat damit ein sehr bodenständiges Verhältnis. ⁓ Sie sebelartiges Messer über den Kopf. schwingt das und haut dem Trutern, während Philipp romantische Heiratsgedanken hat, den Kopf ab. Sie ist schmerzbefreit. Das Leben ist Leben und Sterben und Fressen und Gefressen werden. ist in der Natur bei ihr.
Johannes Quirin: Das stimmt. Was mir auch so ein bisschen in den Sinn kam, vielleicht lag es auch daran, dass Ostern kurz davor war, so bisschen den Vergleich zum letzten Abendmahl zu sehen, natürlich komplett verdreht. In dem Fall waren es ja vier Männer und nicht zwölf Apostel plus Jesus. Also vier Männer am Tisch und statt Brot gab es natürlich Dekadenz pur. Das Beste vom Besten von Trüffel bis hin zur Sahnetorte was weiß ich alles und natürlich ging es jetzt hier nicht Erlösung sondern natürlich jetzt nennt es den Tod. Es war aber auch ein rituelles Fest, wenn man es so nimmt, dass die da gefeiert haben, das ja nicht zur wie gesagt Erlösung führt, eher für sie in den Untergang und na klar hat es jetzt nichts mit Glauben oder Ähnlichem zu tun, aber hat für mich schon auch so etwas so etwas gehabt, das in diese Richtung geht. Für viele wird das ja Gottes willen, was ist das jetzt für ein Vergleich. Aber letzten Endes haben die sich auch zusammengefunden zu Tisch, ⁓ einen letzten Abend oder letzte Abende in diesem Fall zu feiern, bis sie dann halt sterben.
Daniel: Der Regisseur spielt stark mit den christlichen Bildern Analogien. Das passt auch zu der Zeit, wo die Kirchen die Religion, gerade Frankreich und Italien, eine ganz wichtige gesellschaftsprägende Rolle gespielt haben. In einer sehr traditionellen Form, ganz anders als das heute in Europa der Fall ist. andere Prozesse mit der Kirche verbinden und wo die ihr Überleben kämpft. Und damals ist sie ja wirklich in den 1970er Jahren zwar schon in dieser Abwehrschlacht, aber sie ist auf jeden Fall omnipräsent. Und diese Bilder sind auch im Bewusstsein der Menschen stark verankert und erst recht bei denen, die so einen bildungsbürgerlichen Anspruch haben und solche Filme anschauen. Und ich musste auch tatsächlich an das letzte Abend mal denken und richtig ist, die Frage leicht zu ziehen, aber natürlich muss man sagen, es sind verdrehtes... Es ist das letzte Abendmahl dieser Männer vor der Selbstkreuzigung. Und vor dieser Selbstkreuzigung gibt es im Gegensatz zum Abendmahl garantiert kein Auferstehen. Das ist wirklich nicht das letzte Abendmahl. Aber das zeigt natürlich auch die Auseinandersetzung mit den religiösen Ideen an, die vorherrschen. Zu der Zeit aber natürlich auch bei uns immer noch eine Rolle spielen. Das die Frage nach dem Leben nach dem Tod. Kann man damit rechnen? Wenn es das gäbe oder gibt, das ist eine globale Glaubensfrage, dann ... Man nicht in diese Sinnlosigkeit verfallen dürfen. Man müsste wissen, dass jemand diese Welt erschaffen Ich kann das nicht durchdringen. Ich verstehe das nicht. Deswegen muss ich ja glauben. Aber am Ende werde ich damit belohnt, dass ich wieder auferstehe. Hier muss man schon sagen, der Modernisierung, mit der Aufklärung, mit dem Wegfall des Glaubens, auch dem Glauben, das aufersteht, entstand eine gewisse Frage, was hat es eigentlich für Sinn, ich dieses Leben führe. Das toller Job, am Anfang ist natürlich auch tolle Sache. Sie haben den Glauben verloren. Für sie ist das das letzte Abendmai. Das sind die letzten Meter auf dem Weg ins Nichts. Den feiern sie in allerletzter Verzweiflung.
Johannes Quirin: Aber ja, richtig mit Ausschweifungen und mit allem, dazugehört. Wie wär's denn bei dir, Daniel? Wärst du geblieben oder wirst du geflüchtet, wenn du zu so einer Party eingeladen worden wärst?
Daniel: Das ist natürlich die spannende Frage. Ich habe persönlich schon eine Faszination empfunden. Das ganze Setting ist total verzaubert. Es eine Märchenatmosphäre. Das Haus ist auch spannend. Mir ist überhaupt nicht klar, wie groß dieses Haus ist. Es scheint immer noch etwas da drin zu sein. Wir waren nie überall in diesem Film. Man könnte immer noch ein Zimmer entdecken. Das ist eine spannende Situation. sind spannende Charaktere, sich treffen, die was erzählen haben, die ein Leben hinter sich haben. Für jemanden, so ein Bildungsideal hat, ich auch besitze, kann man so viel lernen. Das wäre eine spannende Milieustudie. Sex, gutes Essen, Philosophie, ist das eine tolle Kombination? Auf der anderen Seite muss ich sagen, Es endet eben im Tod. Ich bin wahrscheinlich nicht so lebenspraktisch wie Andrea, die das alles gelassen hinnimmt. Ich würde gerne bleiben und diese Party, die da stattfindet, gerne miterleben. Aber diese letzten Schritte zu gehen, diese Selbstaufgabe zu haben, Genuss total durchzuziehen, das ist eine Faszination, die man vielleicht auch gerne mal Ich mir vorstellen, dass irgendwann gehen möchte. Ich bin nicht so weit, dass ich die Welt verlassen möchte.
Johannes Quirin: Wie geht's da endlich? an so Feiertagen oder auch gerne Fondue oder Raclette. Da neigt man ja auch zum großen Fressen und isst dann vielleicht mal ein Fännchen oder ein Gäbelchen mehr als man eigentlich, ja, als eigentlich reinpasst. Und das wäre bei mir das Thema. Also ich genieße gerne gutes Essen, aber mich dran zu Tote fressen, nee, da wäre ich sicherlich nicht bereit und ich hätte auch keine Lust. wegen eines guten Stück Fleisch oder wegen einer tollen Pastete dann am Ende zu platzen und tot zu sein. Also es platzt ja tatsächlich keiner. Philipp stirbt ja, weil er Diabetes hat und dann einfach einen Zuckerschock oder so was, weil er sich da hier mit seinem süßen Pudding dann zu Tode frisst. Aber es platzt ja keiner, wie in anderen Filmen, wenn er sich dann zu Tode gefressen hat. Also das wäre nichts für mich. Es ist sicherlich schön, irgendwie zu beobachten und mit dabei zu sein. Jetzt nicht nur aus der Fernsehperspektive, sondern auch vielleicht mal das ein oder andere zu kosten, was da gekocht worden ist, mit sehr viel Leidenschaft und Liebe. Und das hat mich dann schon interessiert. Aber sobald, ich glaube, sobald die Toilette geplatzt wäre, ich schon weg gewesen.
Daniel: Das ist auf jeden Fall der totale Bruch der Zivilisation. Da kommt das ganze Unterbewusstsein und alles was wir ausgeschlossen haben schwallartig hervor. Dass sie das so hinnehmen, das ist die Grenze. Ab da wird es dann noch schlimm. Da geht es dann rapide dem Verfall entgegen.
Johannes Quirin: Ja. im wahres Sinne. Das stimmt, stimmt. Ich Marlon Brando zu Besuch ist ja auch noch da. Das hätte ich vielleicht auch noch gerne in live gesehen. Im Fernsehen, im Film hat er sehr gut gewirkt. Der Hugo, der immer gerne dann Don Corleone nachspielt. Und ja, er wirkte da schon sehr authentisch. Man hat fast einen kurzen Eindruck. Ist Marlon Brando wirklich im Film mit dabei? Aber es war Hugo.
Daniel: Wir können jetzt nicht alle Details in diesem Podcast aufgreifen. Deswegen empfehlen sich Zuhörern den Anzuschauen und dass wir diese Gespräche auch mal weiterführen. Aber steckt eben viele Anspielungen Referenzen mit drin. Diese Marlon Brando Geschichte ist ja auch toll, dass sie den da genau so rein holen, indem der imitiert wird. Da wird ja noch gesagt, man darf sich bei Marlon Brando nicht lustig machen. Der Marlon Brando ist so herausragende Person. Da wird er ja noch mal gefeiert als Abwesen da. Als Zitat der Filmgeschichte finde ich das eine tolle Sache.
Johannes Quirin: Ja, das Fazit. Was würdest du denn sagen, wenn man jetzt mal so in Gängen, wir sprechen ja hier von kulinarischem Kino, in Gängen werten kann? Wir haben vier Gänge. Wir haben einmal die Vorspeise, den Zwischengang, den Hauptgang und das Dessert. Wie viele Gänge würdest du denn diesem Film denn geben wollen?
Daniel: Jetzt habe ich nicht genau mitgezählt, wie viele Gänge du hattest, waren das 4 oder 5? 4!
Johannes Quirin: Genau wir haben vier Gänge, klassisches Essen, Vorspeise, einen Zwischengang, das Hauptgericht und dann noch ein Dessert.
Daniel: Wenn es vier Gänge sind, dann würde ich sagen, es vier Gänge für mich plus der Kaffee hinterher Für mich ist es, muss ich einfach sagen, neben einem anderen Film, den wir hoffentlich auch in dieser Reihe besprechen werden, dann werde es sagen, welcher das ist. Aber es ist eben der Klassiker des Kulturalkinos. ist ein beeindruckender Film und meiner Meinung nach ist auch kein zweiter noch mal so produziert worden. Es ist ein Film, der eben kein Remake hat und der in dieser Art Weise für sich steht.
Johannes Quirin: Hahaha
Daniel: Ich habe ihn schon zweimal in den größeren Tageszeitungen besprochen. Einmal zum 50. Geburtstag, einmal in der FATZ und einmal in Welt. Es lohnt sich, als cineastischer Sicht Er auch der Ernährung beschäftigen und sich irritieren und zu Gesprächen anregen lassen. 4 plus 1, Gang von 4. Und bei dir?
Johannes Quirin: Ich bin auf dem Hauptgang stehen und bin geplatzt. Ich gebe ihm mal drei. Ich weiß nicht ob ich ihn mir nochmal anschauen würde. Es hat mir glaube ich einmal gereicht. Ich fand das schon sehr interessant. Man weiß nicht so recht, du hast es auch gesagt, ob man sagen, dass ich ekelerregend abwenden soll oder weiterhin zuschaut. So ging es mir schon und man nimmt auch was mit. Also jetzt nicht unspannend, aber es gibt, glaube ich, für mich und für meinen Geschmack doch noch ein paar schönere Filme aus dem kulinarischen Kino, die vielleicht nicht ganz so, wie soll ich sagen, verstörend sind. ja, das gute Essen wird ja da auch nicht genossen. Und vielleicht liegt es auch daran, dass ich eben so ein Genussmensch bin.
Daniel: Das ist doch ganz schön, dass wir auch nicht gleich beim ersten Film so eine Konsenssuppe haben, der wir dann irgendwie auch eine Pfade irgendwie rausgehen, dass wir sagen, wir ja gleich ein bisschen so Differenz drin in der Wahrnehmung. Ich glaube, das macht es bestimmt auch spannend, wenn wir die weiteren Filme uns anschauen und analysieren werden hier zu zweit.
Johannes Quirin: Ja, hast, wir haben ja drüber gesprochen, was sollen wir uns als nächstes anschauen? Und du hast da gleich mal einen Film ins Spiel gebracht. Im Endeffekt das kontraire Filmbeispiel zu dem, was wir uns da jetzt angeschaut haben in große Fressen. Hier geht es nicht ⁓ Essen in den Untergang, sondern eher das Öffnen der Herzen. Du hattest vorgeschlagen, Babetzfest.
Daniel: Ja genau, bei Bats Fest ist auch ganz toller Film aus dem Portfolio des kulinarischen Kinos. Wir wollen hier nur total verstörende Filme besprechen, wo alle dann immer denken, dass Essen und Trinken die heikelste Sache der Welt Und wer weiß, man da auch noch Genuss hat, es gibt auch... Es geht ja doch ein bisschen die Frage nach dem Untergang beim Essen, wir uns bei Batsfest anschauen. Nur nicht auf so drastisch ekelige Art und Weise. wir werden, wenn wir den besprechen und unsere Zuhörer vielleicht schauen sich den schon mal an, auch merken, dass Essen und Trinken kann. In jedem Setting eine komplizierte Frage sein, die über Himmel und Hölle entscheiden kann.
Johannes Quirin: Also wohlgemerkt habe ich den Film bisher auch noch nicht gesehen. Also es wird auch da mein erstes Mal im Endeffekt. Ja mal. Und ich bin schon ganz gespannt. Und vielleicht habe ich noch einen letzten Tipp für alle die Zuhören. wenn euch jemand zu einem ausgedehnten Schlemmerwochenende einlädt. Also vorher bitte klären, ob es wirklich nur ums Essen geht oder eben ein Überlebenstraining ansteht. Ja, ich würde sagen, danke Daniel, hat Spaß gemacht. Die erste Folge ist im Kasten und ich freue mich auf Barbetzfest.
Daniel: Das sind weise Worte vom Gummi. danke dir auch, Johannes, für die tolle Organisation des Podcasts, für die interessante Gesprächsatmosphäre hier beim ersten Mal. dann sprechen wir das nächste Mal aber bereits fest und das wird sicherlich auch sehr unterhaltsam.
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